«Kirche war für mich immer auch eine Gemeinschaft von Rebellinnen»

Am 2. März 2024 sind die Schweizer Theologinnen Doris Strahm und Silvia Strahm Bernet mit dem Herbert Haag-Preis ausgezeichnet worden. Die Schwestern sind Pionierinnen der feministischen Theologie. Doris Strahm ist 2018 aus der römisch-katholischen Kirche ausgetreten. Silvia Strahm Bernet nicht. Hier sagt sie, weshalb sie geblieben ist.

 

«Ja, für mich stellt sich die Frage so nicht. Als Doris ausgetreten ist, habe ich mich nicht gefragt: Sollte ich das jetzt auch tun? Ich bin anders in dieser Kirche geblieben. Immer schon. Ich denke, weil ich vor Ort viel in dieser Kirche, meiner Gemeinde mitgemacht habe: Die Kinder waren dort in einer Jugendgruppe. Ich habe viel in der Pfarrei mitgearbeitet. Wir haben auch eine Kulturgruppe gehabt. Wir haben extrem viel machen können in dieser Kirche vor Ort. Für mich war Kirche eigentlich immer das – konkret vor Ort.

Und dann war für mich Kirche auch immer eine Gemeinschaft der Menschen, die sich kämpferisch gegen Unrecht, gegen Krieg, also für Frieden engagiert haben, gegen Ausbeutung. Ob das in Lateinamerika, in Afrika, in der Schweiz ist, das war für mich immer auch eine Gemeinschaft von Rebellinnen. Und dort fühle ich mich zuhause. Wichtig sind für mich auch diese Räume, die Musik, das Verdi-Requiem, Bach-Kantaten, Kirchenräume, auch rein ästhetisch. In jeder Stadt gehe ich mir Kirchen anschauen, nicht nur die Museen. Das bedeutet mir etwas. Ich sehe all diese Kritik, das würde ich auch voll unterstützen. Das ist schrecklich. Die Kirche hat eine Fratze. Aber sie hat auch ein schönes Gesicht. Und ich setze jetzt dort mehr an.» (kath.ch)